Systhema - Jahrgang 2004
Systhema - Heft 3 - 2004
Vorwort
Hans Schindler
S. 258-259
Originalbeitrag
Heinz J. Kersting:
Die Macht der Komplexität. Supervision systemisch gewendet
S. 260-271
Zusammenfassung:
Der Verfasser behauptet, dass die Supervision bereits in ihren Anfängen in der Sozialen Arbeit der USA gegen Ende des 19. Jahrhunderts systemisch und kybernetisch gewesen sei, da sie viele Merkmale der systemischen Grundhaltung wie Kontextbezug und Ressourcenorientierung beinhaltete. Die mit der Supervision in ein Arbeitssystem eingebaute selbstreflexive Schleife als Beobachtung 2. Ordnung kennzeichnete bereits die frühe Supervision als ein kybernetisches Verfahren. Des Weiteren verfolgt der Verfasser die Geschichte der Supervision in den USA, bis sie dann in den 60er Jahren in Deutschland ankommt und zu einem Verfahren externer Beratung von Personen und Arbeitssystemen entwickelt wurde, wie sie uns heute geläufig ist. Schließlich zeigt er auf, wie die systemische Supervision in Deutschland explizit systemisch wurde.
Abstract:
The author states that supervision, when being established in Social Works in the USA at the end of the 19th century, was already systemic and cybernetic as it showed such characteristics as reference to the context and orientation towards resources. If supervision is installed in a working system with its self-reflecting loop as an observation of the 2nd order, so the author’s thesis, even these early arrangements of supervision can be seen as a cybernetic processes. The author outlines the history of supervision in the USA until its reception in Germany during the early Sixties, when it was developed into a method of external counselling to individuals and working systems as it is known today. Finally he discusses the specifics and steps of how systemic supervision in Germany explicitly got “systemic”.
Themenschwerpunkt: Spuren der Zeit
Vorwort
Peter Luitjens
S. 272
Revital Ludewig-Kedmi:
Psychotherapie mit Holocaust-Familien: Vor- und Nachteile verschiedener Therapiesettings in der Arbeit mit Traumatisierten
S. 273-281
Zusammenfassung:
Am Beispiel einer Holocaust-Familie, bei der im Rahmen der Therapie sowohl Einzel-, Familien- und Gruppengespräche angewandt wurden, werden die Vor- und Nachteile der verschiedenen Therapiesettings bei Familien mit Traumaerfahrungen aufgezeigt und diskutiert. Dabei werden folgende Fragen behandelt: Wie stellt sich die Trauerarbeit in den verschiedenen therapeutischen Settings dar? Welche Rolle spielen Schuldgefühle bei der ersten und zweiten Generation? Was verbirgt sich hinter dem Begriff „Opferneid“, der bei Gruppentherapien mit Traumatisierten häufig eine Rolle spielt?
Abstract:
The present paper discusses the therapy with a Holocaust-Family by use of individual, family and group settings. This is taken as an example to show the advantages and disadvantages of different therapy settings when working with families with trauma experiences. The following questions will be investigated: How is the process of grieving influenced by different therapeutic settings? Of which importance is guilt for the first and second generation? How can one explain the phenomenon “envy of sacrifice”, which often is of importance in group therapies with traumatized individuals?
Renate Jegodtka:
Systemische Supervision in der „Erinnerungsarbeit“ als Element der Prävention sekundärer Traumatisierung
S. 282-289
Zusammenfassung:
Im vorliegenden Artikel wird der Frage nachgegangen, welche Auswirkungen die berufliche Auseinandersetzung mit dem Holocaust haben kann. Merkmale sekundärer Traumatisierung werden beschrieben. Systemische Supervision wird als Möglichkeit der Prävention und als Element von Self-care gesehen und am Beispiel eines Supervisionsprozesses exemplarisch vorgestellt.
Systemic supervision for professionals dealing with the Holocaust – a chance to prevent secondary traumatization
Abstract:
The following article points out that the professional occupation with the Holocaust is causing secondary traumatization (ST) even today. A case example illustrates the dominant symptoms of ST. As a conclusion the author recommends systemic supervision as a chance to prevent ST and as an element of self-care.
The article is based on a lecture given by the author during the EFTA-congress 2004 in Berlin.
Hans Schindler:
Wie schwer ist es bis heute, sich mit den familiären Wurzeln zu beschäftigen, wenn sie mit dem Nationalsozialismus verbunden sind?
S. 290-296
Zusammenfassung:
Selbsterfahrungsprozesse und biografische Literatur werden unter dem Gesichtspunkt der Verarbeitung der Verstrickung von Familienangehörigen in den Nationalsozialismus ausgewertet. Unter den Stichworten „familiäre Loyalität“, „Verleugnung und Verharmlosung“, -„Abgrenzung“ und „Verstehen und Abgrenzung“ werden die verschiedenen Beobachtungen subsumiert. 60 Jahre nach dem Ende des Nationalsozialismus ist die familiäre Verarbeitung von Schuld immer noch ein höchst aktuelles Thema.
Abstract:
The two sources of self-discovery and of biographical literature are evaluated as ways of getting down to the involvement of family members with Naziism. Different observations are summarized under keywords as “family loyalty”, “denial and playing it down”, “differentiation” and “understanding and differentiation”. It turned out that 60 years after the end of National Socialism’s rule the processing of guilt is still a highly relevant subject.
Erfahrungsbericht
Margrit Hasselmann:
„Aber ich lebe...“ – Beratung von essgestörten Jugendlichen
S. 297-316
Zusammenfassung:
Beratung mit Jugendlichen mit Ess-Störungen bedeutet in vielerlei Hinsicht eine besondere Herausforderung. Im Artikel werden die Erscheinungsformen von Ess-Störungen, ihre Ursachen und gesellschaftlichen Bedingungen dargestellt. Dieser Beitrag zeigt die Praxis der Autorin in der Suchtprävention im Landesinstitut für Schule in Bremen. Anhand einer Falldarstellung werden zentrale Elemente einer Beratung dargestellt. Abgerundet wird die Falldokumentation durch ein Feedbackgespräch einer Klientin sowie eine Feedbackdarstellung einer anderen Klientin, die Einblicke in das Erleben der Betroffenen geben.
Short Cuts – Geschichten aus der Therapiewerkstatt
Hartwig Hansen:
Die Kaninchenfalle
S. 317-319
Diskussion
ilke Crone:
Präsenz der Profis – ein Thema in der Heimerziehung?
S. 320-326
Tagungsberichte
Arist v.Schlippe, Friedebert Kröger:
Aufbruchstimmung
Bericht von der Tagung „Systemische Forschung in Therapie – Pädagogik – Organisationsberatung“, Heidelberg 8.-10.7.2004
S. 327-328
Ulrike Rabeler:
Wir fahren nach Berlin
Kongress-Nachlese zur V. EFTA-Tagung „Creating Futures“, 29.9.-2.10.2004
S. 329-331
Judith Barben:
Psychotherapie und Wissenschaft
Kongress in Bern
S. 332-336
Rezensionen
S. 337-358
Abschlussarbeiten-Börse
S. 359-361
Weinheimer Förderpreis
Angenehm, KAIROS e.V.
Das Institut für systemische transkulturelle Konzepte stellt sich vor
S. 362-365
Potsdamer Erklärung
S. 366-371
Weinheimer Kontakte / Termine / Veranstaltungen
S. 372-380
Systhema - Heft 2 - 2004
Vorwort
Cornelia Tsirigotis
S. 130
Markus Dröge:
Kontextanalyse und Auftrag (Gedicht)
S.131
Originalbeiträge
Karl Heinz Pleyer:
Co-traumatische Prozesse in der Eltern-Kind-Beziehung
S.132-149
Zusammenfassung:
Die vorliegende Arbeit plädiert für eine erweiterte Nutzung psychotraumatologischer Perspektiven im Rahmen systemischer Arbeitskonzepte in Kindertherapie und Jugendhilfe. Versagen und Hilflosigkeit von Eltern werden als potenzielle Merkmale einer „parentalen Traumatisierung“ dargestellt. Kindliche Symptombildung und parentale Hilflosigkeit werden als rekursiv aufeinander bezogene Bewältigungsversuche beschrieben, die sich in Teufelskreisen zu co-traumatischen Beziehungsmustern verfestigen können. Anhand von Fallbeispielen sollen Aspekte einer traumabezogenen systemischen Therapiepraxis aufgezeigt werden.
Abstract:
The presented paper argues to use a psychotraumatic perspective within a systemic therapeutic framework. Nowadays observable ways to diagnose traumatic phenomena different are seen critically. Experiences of failure and helplessness are described as basic conditions of so called “parental trauma”. Case examples illustrate symptoms of children and parantal helplessness as a series of coping attempts that are related to each other, ending in a „devilish circle” of chronic co-traumatic relationship patterns. The author concludes by describing how a trauma-oriented systemic attempt could be distinguished from traditional individual centered approaches.
Ruthard Stachowske:
Drogenabhängigkeit und Familien(-Geschichte) – die Mehrgenerationentherapie im Hilfssystem für Drogenabhängige
S. 150-164
Zusammenfassung:
Das System der Generationen findet in der Theorie und praktischen Therapie von Drogenabhängigkeiten neben der individual-zentrierten Perspektive bisher nur eine nachrangige Beachtung. Jedoch haben bereits in den Generationen vor uns genau die Drogen eine Rolle gespielt, die auch in der heutigen Drogenepidemie bedeutsam sind, so u.a. das Codein, das Kokain, das Heroin und das Polamidon. Diese Erkenntnis ist im Zusammenhang mit unserer Zeitgeschichte zu sehen und gehört zu den versteckten und verdrängten Themen unserer Kultur, die mit der Frage nach mehrgenerationalen Entwicklungsbedingungen von Drogenabhängigkeiten geklärt werden können.
Abstract:
In the theory and the practical therapy of drug-addictions, the perspective of the family generation system has been paid only little attention besides the individually-centered perspective. But exactly the same drugs that are important in the current drug-epidemic, like codeine, cocaine, heroin and Polamidon, have already played a role of importance in former generations. This fact has to be considered in the context of our recent history and it belongs to the hidden and forgotten themes of our culture, that can be explained with the multigenerational conditions of the development of drug-addictions.
Martin Brentrup:
Wohin soll die Reise gehen? – Paartherapie und Trennungsthemen
S. 165-175
Zusammenfassung:
In diesem Artikel möchte der Autor unterschiedliche Aspekte des Themas Trennung in Paartherapien beschreiben. Er betont einen offenen und sensiblen Umgang mit Ängsten und Enttäuschungen. Konkret werden therapeutische Rolle, Haltungen, Settings und Interventionen wie Rituale dargestellt.
Abstract:
In this article the author wants to describe different meanings of the theme separation in couple therapy. He emphasizes an open and sensible way of treatment with anxieties and disappointments. Concrete there are shown therapeutic roles, attitudes, settings and interventions, such as ordeals.
Ulrike Juchmann:
Die Kraft des rituellen Raums – eine südafrikanische Erfahrung
S. 176-188
Zusammenfassung:
Anhand eines selbst erlebten Übergangsrituals werden folgende Aspekte dargestellt:
- Das Kreieren eines besonderen, rituellen Raums
- Die Planung und Strukturierung des Rituals, wobei die drei von Arnold van Gennep (1986) unterschiedenen Phasen eines Übergangsrituals: Trennungs-, Übergangs- und Wiedereingliederungsphase verdeutlicht werden
- Die Bedeutung von Sicherheit, Orientierung und Halt im Ritual als Voraussetzung für Transformation und Wandlung
- Die Einbettung des Rituals in die Natur und die Verbindung zu einer spirituellen Dimension
Eine kurze Einführung in die afrikanische Heilkunst zeigt die Bedeutung der Kommunikation mit den Ahnen und bietet die Grundlage für ein tieferes Verständnis des Rituals.
Abstract:
Several journeys to South Africa and particularly my experiences with rituals in the great outdoors have broadened my view of therapeutic work with rituals. By means of a transition ritual I participated in myself the following aspects will be discussed:
- creating a special, ritual place;
- planning and structuring the ritual, the ritual in question being used to illustrate the three stages of a transition ritual as defined by Arnold van Gennep (1986): separation, transition and reintegration;
- the importance of safety, orientation and support in a ritual as preconditions for transformation and change;
- integration of the ritual within nature and the connection with a spiritual dimension.
A brief introduction to the African art of healing explains the importance of communication with the ancestors and provides the basis for a deeper understanding of the ritual.
Erfahrungsberichte
Willibald Neumeyer:
Familienarbeit im Heim ist mehr als nur Familientherapie
S. 189-194
Brigitte Geupel:
Anderes im Sinn – ressourcenorientierte Arbeit mit Kindern mit veränderter Aufmerksamkeit und erhöhter Aktivität
S. 195-200
Short Cuts - Geschichten aus der Therapiewerkstatt
Hartwig Hansen:
Von liebevollen und strengen Blicken – Notizen aus einer Paarberatung mit besonderer Rückmeldung
S. 201-204
Jürgen Singer:
Die rote Mütze
S. 205
Diskussion
Wolfgang Loth:
Zum Stand der Kunst: Eine neue Auflage des Handbook of Psychotherapy and Behavior Change
S. 206-214
Tagungsberichte
Ursel Winkler:
Die Kunst des gewaltfreien Widerstandes gegenüber destruktivem Verhalten von Kindern und Jugendlichen – Elterliche Präsenz als systemisches Konzept
Eine Tagung mit Haim Omer, Arist v. Schlippe und Michael Grabbe vom 19.-22.02.2004 in Osnabrück
S. 215-217
Michael Grabbe:
Die Zukunft hat begonnen – Die Systemische Gesellschaft auf dem Boden der Gegenwart
Bericht von der Zukunftswerkstatt der Systemischen Gesellschaft, 6.-9.5.04 in Potsdam
S. 218-220
Rezensionen
S. 221-244
Nachrichten / Weinheimer Gespräch
S. 245-246
Weinheimer Kontakte / Termine / Veranstaltungen
S. 247-252
Systhema - Heft 1 - 2004
Themenschwerpunkt: Gruppen aus Systemischer Sicht
Nachruf auf Gianfranco Cecchin
Haja Molter
Vorwort
Bettina Wittmund
Originalbeiträge
Axel Gerland:
Die therapeutische Gesprächsgruppe mit Paaren
Zusammenfassung:
In diesem Aufsatz beschreibt der Autor auf der Grundlage sprachphilosophischer und sozial konstruktionistischer Ideen zunächst ein systemisch narratives Konzept einer therapeutischen Gesprächsgruppe. Auf der Basis dieser Überlegungen arbeitet er im weiteren Verlauf mögliche Gesprächspositionen des Therapeuten einerseits sowie der Gruppenmitglieder andererseits heraus und kommentiert sie zum besseren Verständnis der Leser. Im letzten Teil veranschaulicht er seine konzeptionellen Vorstellungen anhand eines praktischen Exkurses einer Gruppentherapie mit Paaren. Der therapeutische Gesprächsprozess in der Gruppe wird mit einem Bericht aus einzelnen Sitzungen exemplarisch dargestellt.
Summary:
In the horizons of linguistic philosophy and social constructionist ideas first the author describes a systemic-narrative conception of a therapy conversation group. Based on these considerations the course of the conversation positions are outlined: on one hand those of the therapist and on the other hand those of the group members; for a deeper understanding additionally commented by the author. Finally, the description of a group therapy with couples illustrates the conception ideas developed in the beginning. The therapeutic conversational-process within the group is represented by a report of individual sessions.
Cornelia Hennecke, Robert Hennes:
„Wir sind die Experten für den Alltag!“ – Therapeutische Gruppenarbeit mit mehreren Familien bei ADS-Diagnose eines Kindes
Zusammenfassung:
Expertentum wird im Zusammenhang mit der Durchführung eines familientherapeutischen Projektes reflektiert, wobei die therapeutische Gruppenarbeit mit mehreren Familien und familientherapeutische Sitzungen mit der einzelnen Familie kombiniert werden. Die Besonderheit des Zugangs der Familien zu diesem Projekt ist dabei durch die ADS (Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom)-Diagnose bei einem Kind markiert.
Abstract:
This article introduces a project which combines systemic family therapy and systemic group therapy in supporting families with children suffering from ADHD. Its special quality is expanding the family therapeutic setting to therapy within a group of other families affected by the same problem. Shared expertise within the context of families and therapists is reflected. Concluding, the qualitative evaluation of the project offered in vivo-codes of participants‘ narratives which are used to outline these reflections from the users‘ perspective.
Cornelia Tsirigotis:
Gruppen mit Eltern behinderter Kinder – Störungswissen und elterliche Kompetenzen als Ressource in der Gruppe nutzen
Zusammenfassung:
Familien mit Kindern mit Behinderung oder Hörschaden organisieren sich um die Behinderung herum: Behinderung wird zum zentralen Gegenstand der Kommunikation. Lösungsorientierte Gruppentherapie ermöglicht, anders über Behinderung und Hörschaden zu sprechen und eine Palette neuer Möglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Anstatt auf Defizite zu fokussieren, betrachten lösungsorientierte TherapeutInnen Eltern als kompetent und im Besitz von Ressourcen. Indem sie Familien unterstützen, realistische Erwartungen über die kindlichen Fähigkeiten zu entwickeln und wohlgeformte Ziele und erste kleine Schritte zu konstruieren, richtet sich der Blick auf die Stärken des Kindes (und der Eltern).
Group Therapy with parents of disabled children – using Knowledge of Disorders and Parental Competences for developing Resources in Group
Abstract:
Families of children with disability or hearing loss often organize themselves around disability: disability becomes the “centerfold”-topic of communication. Solution-focused group counselling offers a helpful way for parents to talk in a new way about diagnosis and disability and to provide a variety of new possibilities. Rather than focusing on deficits, solution-focused therapists are looking on parents as competent and in possession of resources. Empowering families to develop realistic expectations of the child's abilities and to construct well-formed goals and little first steps changes the focus to child's strengths (and those of the parents as well).
H.-Ulrich Wilms, Claudia Mory, Volkmar Lützkendorf:
Angstbewältigung in der Gruppe oder Wozu brauchen wir Therapeuten?
Zusammenfassung:
Am Beispiel einer systemisch-verhaltenstherapeutischen Gruppe zur Behandlung von Angsterkrankungen möchten wir unser gemeinsam mit den Patienten entwickeltes Konzept eines interdisziplinären, lösungsorientierten Vorgehens erläutern und dabei vor allem solche, unserer Meinung nach hilfreichen Gruppenbehandlungs- und Selbstmanagementaspekte hervorheben, die es auch Patienten mit langen Erkrankungsdauern und einer Vielzahl fehlgeschlagener Behandlungsversuche ermöglichen, Wege aus der Erkrankung zu finden. Neben der besonderen Akzentuierung der therapeutischen Selbstmanagementanteile einschließlich einer Kommentierung aus Sicht eines Betroffenen, finden sich in dem Beitrag auch Hinweise darauf, wie es gelingen kann, trotz unterschiedlicher therapeutischer Ausrichtungen konstruktiv miteinander zu arbeiten.
Abstract:
An interdisciplinary group concept for the treatment of anxiety disorders is presented which combines a systemic therapy approach with cognitive behaviour therapy. We will especially focus on those aspects of self-management and group-therapy that we found to be helpful even for patients with a long history of illness and unsuccessful treatment approaches. Beyond these aspects which are commented by a co-author who suffered from an anxiety disorder himself, information and conceptual ideas can be found that were helpful to us in positively valuing our different therapeutic approaches as complementing resources
Bettina Wittmund, Manja Musikowski, Dagmar Schötz:
Veränderungsprozesse und systemische Gruppentherapie – die Sichtweise der Patienten
Zusammenfassung:
Im vorliegenden Artikel werden Ergebnisse einer im qualitativen Forschungsdesign durchgeführten Evaluation eines ambulanten systemischen Gruppenpsychotherapie-Projekts vorgestellt, das an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie am Universitätsklinikum Leipzig entwickelt wurde. Ziel dieser Untersuchung ist es, sich dem durchgeführten Pilotprojekt aus Sicht der Teilnehmer zu nähern, dem Therapeutenteam ein praxisnahes Feedback zu ihrer Arbeit zu geben und die Ergebnisse der Psychotherapieforschung zugänglich zu machen. Es wurde versucht, das subjektive Erleben, die Erfahrungen und Einschätzungen der Gruppenteilnehmer mit dieser Form von Therapie zu erfassen, nachzuvollziehen und hinsichtlich der wahrgenommenen Wirksamkeit zu untersuchen. Der Schwerpunkt liegt auf der Darstellung der Ergebnisse und der Diskussion hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Weiterentwicklung systemischer Gruppentherapiekonzepte in der Praxis.
Abstract:
The paper describes the evaluation of a systemic group therapy pilot project conceptualized in the department of psychiatry of the Leipzig University hospital. Narrative interviews were conducted with group participants suffering from various psychiatric disorders. Qualitative data analysis was chosen to describe changes initiated by the group therapy process focusing on the patients´ perspective. Generally participants reported about high satisfaction with the project, however mentioned mainly structural issues to be optimized. Thus, the results are encouraging for further development of systemic group therapy in psychiatry.
Nils Greve, Katrin Herder, Christiane Schuchardt-Hain:
„Psychose hin – Psychose her“: Systemische Gruppenarbeit und Evaluationsgespräch mit psychoseerfahrenen Klienten
Zusammenfassung:
Der folgende Bericht beschreibt im ersten Teil „systemisch inspirierte“ Gesprächsgruppen für Teilnehmer mit Psychoseerfahrung, die zwei der Autoren (Katrin Herder und Nils Greve) in einem klinisch-gemeindepsychiatrischen Kontext entwickelt haben. Unser Ziel war es, diesen Klienten die Möglichkeit zu geben, über von ihnen gewählte Erfahrungen und Probleme miteinander zu sprechen. Im Gegensatz zu den so genannten „psychoedukativen“ Gruppen ist der Fokus also nicht auf „Krankheit“ und „Behandlung“ festgelegt; lediglich die Form des Gruppengesprächs soll den Besonderheiten der (aktuell oder früher) psychotischen Teilnehmer Rechnung tragen.
Christiane Schuchardt-Hain hat als ‚externe Moderatorin‘ ein Evaluationsgespräch mit dieser Gruppe durchgeführt, das wir im zweiten Teil darstellen. Sie befragte gegenwärtige und ehemalige Gruppenteilnehmer über ihre Erfahrungen in der Gruppe, ihre Meinungen und ihre Verbesserungsvorschläge zum Gruppensetting. Die Teilnehmer wurden als Experten für den persönlichen Nutzen angesprochen, den sie aus der Gruppe erfahren hatten. Aus diesem Gespräch erhielten die Gruppenleiter eine reichhaltige und hilfreiche Rückmeldung über ihre Arbeit mit Psychoseerfahrenen in Therapiegruppen.
Abstract:
In the context of a community mental health centre, the authors N. G. and K. H. developed systemic therapy groups for clients with psychotic problems and disorders. Starting from psychiatric concepts like the vulnerability-stress-theory of psychosis and the guideline of easy access (especially for clients with severe disorders and handicaps), the groups were designed according to systemic guidelines of co-creative conversation with multiple levels of reflexion (participants, therapists). The main intention was to give participants the opportunity to talk about experiences or problems of their own choice, in contrast to psycho-educative groups focussing on issues like “disorder” and “treatment”. The basic idea was to maintain a rather rigid setting of conversational rules in order to establish safety for the participants, allowing them to talk freely, with a low level of stress or anxiety.
The second part of the article describes a group conversation led by the third author, C. S.-H., who conducted interviews with present and former participants of the out-patient group, asking them about their experiences in the group, their personal opinions about the setting, and proposals for modifications. Addressing the participants as experts for the benefit they had from the group, the authors received a rich and helpful feed-back about their own ideas and their work with psychotic clients in group settings.